Freiherr-vom-Stein-BK

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Freiherr-vom-Stein-Berufskolleg

Das Freiherr-vom-Stein-Berufskolleg ist als Teil des öffentlich-rechtlichen Berufsbildungs­systems in Nordrhein-Westfalen seit 1998 als Berufskolleg organisiert. Es setzt dabei die Tradition der Kaufmännischen Schule des Kreises Minden-Lübbecke fort, indem es sich auf die Bildungsgänge des Berufsfeldes Wirtschaft und Verwaltung konzentriert. Insgesamt besuchen gegenwärtig ungefähr 2.200 Schülerinnen und Schüler das Freiherr-vom-Stein-Berufskolleg an den Schulorten in Minden und Bad Oeynhausen.

Entwicklung der Schule

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Mit dem Namen Stein und Hardenberg werden die Reformen des Preußischen Staates verbunden, die nach der Niederlage gegen Napoleon bei Jena und Auerstedt die Grundlagen für einen modernen Staat im 19. Jahrhundert legten.

Der Reichsfreiherr vom und zum Stein wurde 1757 in Nassau geboren; er entstammte einer alten Ritterfamilie. Er studierte in Göttingen Rechts- und Staatswissenschaften. Nach dem Studium machte er eine Rundreise durch den Süden des Reiches und entschied sich schließlich für den preußischen Staatsdienst.

Dem preußischen Staat diente er von 1780 bis 1808. In den achtundzwanzig Jahren erlebte er Höhen und Tiefen. Er brachte es bis zum Regierungschef und wurde am Ende unwürdig entlassen. Im Alter von nur 24 Jahren wurde er schon zum Oberbergrat ernannt, schon bald leitete er das gesamte westfälische Bergwesen. 1770 wurde er Präsident der Klevischen Kammer. Mit 38 Jahren wurde er 1795 zum Oberpräsidenten und Vorsitzenden der Mindenschen Kammer ernannt. Er war nun der Verwaltungschef der preußischen Gebiete in Westfalen und dem Rheinland. Sieben Jahre lebte der Freiherr in Minden, seine Töchter wurden hier geboren und in St. Marien getauft.

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Seine Erfahrungen als Verwaltungschef müssen den Grundstein zu seinen Reformideen gelegt haben. Aus der täglichen Erfahrung gewann er die Einsicht in die Notwendigkeit der Veränderung. 1804 wurde er zum Minister für Finanzen und Wirtschaftsfragen ernannt, wie so oft in seinem Leben musste er umziehen. Schon bald legte er verschiedene Denkschriften vor, in denen er Reformen verlangte. Aber erst nach der entscheidenden Niederlage des Preußischen Heeres bei Jena und Auerstedt schlug die Stunde der Reformer. Nicht die militärische Niederlage war so beeindruckend, sondern dass eine Schlacht ausreichte, den Staat zusammenbrechen zu lassen.

Die Forderung nach Reformen scheiterten jedoch zunächst an Hofintrigen. Im Januar 1807 wurde Stein vom König entlassen, es war ein Rauswurf. Nach zehn Monaten kehrte er ins Amt zurück, nun wurde er zum Regierungschef ernannt. Ihm blieben nun 14 Monate Amtszeit, bis er auf Druck Napoleons entlassen wurde. Stein musste nun ins Exil gehen. Über Brünn-Troppau und Prag gelangte er nach Moskau und wurde politischer Berater des Zaren.

Ein hohes Regierungsamt wurde ihm nicht mehr gewährt. Er zog sich auf das Schlossgut Cappenberg zurück, das er 1816 erworben hatte. Erst 1826 ernannte ihn der König zum Marschall des Westfälischen Landtages, dies Amt nahm er bis zu seinem Tode im Jahre 1831 wahr.

Mit seinem Namen verbinden sich bedeutende Reformen. Die Einführung der Gewerbefreiheit, die Aufhebung der Leibeigenschaft in Preußen und die Städtefreiheit sind allgemein bekannt. Die Gleichheit vor dem Gesetz, ein entscheidendes Merkmal des Rechtsstaates, ist ebenso sein Werk, auch forderte er die Unabhängigkeit der Richter. Das Steuerrecht wollte er ebenso reformieren, die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (Bruttosozialprodukt) geht auf die Errichtung eines Zentralbüros für Statistik zurück. Auch brachte er Banknoten, die nicht mehr umtauschbar waren, zur Kriegsfinanzierung in den Umlauf.

Volkswirtschaftliche und verwaltungstechnische Aspekte sind es, die seinen Namen mit kaufmännischem Denken verbinden. Dies Reformwerk und sein Aufenthalt in Minden haben die Schulkonferenz 1971 veranlasst, den Kreis zu bitten, seinen Namen tragen zu dürfen. Der Kreistag hat diesem Antrag der Schule stattgegeben. So trägt unsere Schule seit 26 Jahren den Namen dieses bedeutenden Reformers, der mit seinen Ideen ein Beispiel für „Revolution“ von oben gegeben hat und einen auch nach heutigen Maßstäben modernen Staat geschaffen hat.

Das Freiherr-vom-Stein-Berufskolleg wurde 1888 als kaufmännische Fortbildungsschule von Mindener Kaufleuten gegründet. Es ist heute die KAUFMÄNNISCHE SCHULE des Kreises Minden-Lübbecke mit den Schulorten Minden und Bad Oeynhausen. Als Berufsschule ist sie Partner von Wirtschaft und Verwaltung im Rahmen des dualen Systems der Berufsbildung und realisiert den schulischen Teil der Berufsausbildung.

Das Freiherr-vom-Stein-Berufskolleg trägt den Namen des Mannes, der durch die Preußischen Reformen die Industrialisierung und damit die Entstehung und den Aufstieg der „Beruflichen Schulen“ gefördert hat und der durch seine Tätigkeit als Oberpräsident in Minden mit dem Minden-Ravensberger Land besonders verbunden war.

Heute besuchen ca. 2200 Schülerinnen und Schüler die verschiedenen Berufsfachschulen oder die Berufsschule im Vollzeit- oder Teilzeitunterricht. Am Freiherr-vom-Stein-Berufskolleg unterrichten zur Zeit ca. 100 Lehrerinnen und Lehrer, die über ein breites Spektrum an Berufs- und Studienabschlüssen verfügen – aktualisiert durch Fortbildungsmaßnahmen und Betriebspraktika.

Die Anforderungen der wirtschaftlichen Realität in Beruf und Betrieb erfordern einen praxisnahen Unterricht in Schwerpunktfächern wie Betriebswirtschaftlehre mit Rechnungswesen, Bürowirtschaft, Wirtschaftsinformatik und wirtschaftsbezogenen Fremdsprachen. Kennzeichnend für den Unterricht ist eine zunehmende Integration der neuen Technologien. Dieser Prozeß wird durch die Umsetzung der neuen Rahmenlehrpläne mit der Integration der Informationsverarbeitung in die wirtschaftlichen Schwerpunktfächer Rechnungswesen, Spezielle Betriebswirtschaftslehre und Allgemeine Wirtschaftslehre weiter intensiviert. Durch die Teilnahme am Projekt „Schulen ans Netz“ werden ab dem Schuljahr 1997/98 auch die verschiedenen INTERNET-Dienste Einzug in den Schultag halten.

Neben der Erstausbildung bildet die Weiterbildung einen weiteren Schwerpunkt der Schule: Junge Berufstätige können in der Wirtschaftsfachschule zusätzliche Qualifikationen erwerben, um den steigenden und sich wandelnden Anforderungen gerecht zu werden. Neben dem Schwerpunkt Absatzwirtschaft, der seit 1992 in Minden besteht und zu dem Abschluss „Staatlich geprüfte Betriebswirtin/Staatlich geprüfter Betriebswirt“ führt, wird seit 1995 in Bad Oeynhausen der Schwerpunkt Medizinökonomie angeboten. Damit leisten wir am Freiherr-vom-Stein-Berufskolleg unseren Beitrag zur „Gesundheitsregion Ostwestfalen-Lippe“.